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Erkenntnis am ersten Weihnachtsfeiertag #no.20

Die Vorstellung Weihnachten allein zu verbringen fand ich früher immer furchtbar, obwohl es nüchtern betrachtet einfach nur ein Tag wie jeder andere ist. Da ich keine Familie mehr habe, ist es ein Brauch geworden, mit der Familie von monogamen (Ex)Freunden zu feiern. Manchmal war es mir jedoch auch zu viel Trubel, drei Tage hintereinander so viele Menschen zu sehen und sich auf diese einzulassen. Ein Tag Ruhe wäre zwischendurch angebracht gewesen. Nach der Entscheidung offen polyamor zu leben hat sich dieser Brauch verkompliziert. Es wäre schön gewesen, bei den Familien meiner beiden Partner willkommen zu sein. Einer dieser ist jedoch vor seiner Familie leider noch nicht geoutet. Bei dem anderen ist Weihnachten schon mit seiner anderen Freundin verplant gewesen, was für mich auch okay ist. Aber was mache ich nun? Als ich letztes Jahr noch Single war, habe ich mich sehr darüber gefreut, bei der großen Familie einer lieben Freundin teilhaben zu dürfen. Ich war geflasht davon, wie herzlic

Liebe Männer no#19

Liebe Männer, es war lang still um mich und das möchte ich nun ändern. Dieser Text trägt keinen Absender, denn Absender sind wir alle. Alle die, die sich voreinander stellen, manchmal hintereinander ducken und oft den Kopf einziehen. Absender sind wir, die sprechen und anprangern was ihr tut. Dieser Text trägt kein Synonym und gleichzeitig Viele in einem. Wie ihr umher geht und unüberlegte Dinge sagt. Wie ihr umher geht und abwertet, bewertet, entwertet wie an einem Fahrkartenautomat. Es bleibt ein Rätsel wieso Sexismus belächelt und Feminismus bekämpft bleibt. Die Angst die Butter vom Brot zu verlieren, steht in euren Augen und klopft in euren Herzen. "Brauchste einfach mal mehr Sex?" "Geh du da mal als Frau hin." "Soll ich ihm noch mal eine Ansage machen?" "Bist du eigentlich noch Jungfrau?" "Bist du schwanger?" "Bist du dir sicher, dass du nicht schwanger bist?" "Hast du deine Tage?" ...Sätze die ich an untersc

Zu-Mut-ung #no.18

Freunde unterstützen sich gegenseitig. Daher sind sie lebensnotwendig. Doch was ist, wenn der eigene Berg an Problemen zu riesig erscheint, als dass es Freunde mittragen könnten? Durch den seit Ende Februar notwendigen Klinikaufenthalt hat sich ein neues Problem aufgetan: Was ist dann mit der Katze? Das ist der einzige Grund, der mich davon abhält, mich sofort aufnehmen zu lassen. Manche Freunde haben angeboten, sie für die Zeit bei sich aufzunehmen. Bei Nachfrage wurde das Angebot jedoch aus verschiedenen Gründen zurück gezogen, wofür ich Verständnis habe. Nun stehe ich allerdings da und weiß nicht wohin mit mir. Vor allem mit meiner Katze, die ein wichtiger Teil zur Suizidprävention für mich ist. Eine andere Freundin hingegen hat mich letztens zu einer Überraschung entführt. Im Endeffekt war sie mit mir einkaufen und hat für mich bezahlt – ohne Erwartungen, einfach weil ich so bin wie ich bin. Solche Freunde sind ein absoluter Segen! Jemand hat mir mal gesagt, in dem Wort „Zumu

Ein neuer Tag #no.17

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Ich wache auf und öffne die Augen. Es ist gegen 7:30 Uhr. Das bedeutet, dass mein Wecker erst in über einer Stunde klingeln wird. Es passiert mir nur sehr selten, vor dem Wecker aufzuwachen. Mein Herz schlägt schnell und schmerzt dabei. Ich fange an zu weinen. In letzter Zeit fällt es mir schwer, Zugang zu meinen Tränen zu finden. „Warum schlägt mein Herz immer noch? Ich will es nicht haben!“, schießt mir durch den Kopf. Das Weinen, welches ich still und leise beherrsche - ohne dass jemand etwas merken würde, wird auf einmal bitterlich. Schon wieder ein neuer Tag, den es zu überstehen gilt. Ein neuer Tag, in dem ich mit der ganzen Scheiße leben muss. Ein neuer Schicksalsschlag, der zu dem ganzen Haufen hinzugekommen ist und mit dem ich irgendwie umgehen muss. Ich weiß noch nicht wie, aber irgendwie wird es weiter gehen. Wie immer. Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt will. Ich bin tieftraurig darüber, dass mein Herz noch schlägt, obwohl so viele darauf rumgetrampelt haben. Immer wied

2,5 mal- Zwang #no.16

Ich sitze in meinem Auto und fahre um die 100km/h. Die Sonne scheint und ich befinde mich absolut in der vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzung dieser Landstraße. Ich atme tief ein und aus. Nach der Arbeit werde ich zu meinem Freund fahren und mir eine Auszeit von meinem Alltag gönnen, zumindest für einen Tag. Ich lasse meine Gedanken schweifen, höre die Musik meines Autoradios ganz dumpf und denke an das was ich heute morgen alles geschafft habe: Wohnung geputzt, gesaugt, Katze verpflegt, Müll runter gebracht und eher zur Arbeit gefahren damit ich ein paar Plusstunden sammle. Aber stopp. Ich spüre wie es mich durchfließt. Von der einen zur anderen Sekunde höre ich keine Musik mehr und sehe auch das Sonnenlicht nicht. Mein Herz rast. In meiner Brust steigt Panik auf: Habe ich die Tür abgeschlossen? In der Vergangenheit gab es mal gute und mal schlechte Tage was die Sache mit meiner Haustür betrifft. Oftmals kam ich zu spät zu Verabredungen weil ich nach halben Weg umdrehen und noch

Isolation #no.15

Die Isolation nervt. Es nervt nicht zu wissen wann es aufhört. Für viele mag es hart sein, für Menschen wie mich ist es härter. Isolation geht mit Depressionen einher. Wir halten uns von Menschen fern, oder von uns selbst. Wir isolieren Gefühle, Regungen, Ausdrücke, Wünsche, Geständnisse. Ich renne um mein Leben gerne- also nicht im sportlichen Sinne. Ich renne durchs Leben, verschiebe Probleme, laufe davon, hetze um mich am Leben zu halten und nicht zu versinken. Ich renne und renne. Aber jetzt ist alles anders. Ich fühle mich, als wäre mein Inneres nach außen gekehrt. Meine sonstige Gefühlswelt war sonst ein Teil von mir und meinem Inneren. Ich habe geschwiegen oder geredet, aber alles in meinem Ermessen. Ich konnte entscheiden wann ich die Dinge laut ausspreche und wann sie in mir versickern wie Regen im Schlamm. Aber jetzt ist alles voll davon. Voll von Meinungen, Nachrichten, neuen Erkenntnissen, Besserwissern und vor allem eins: Angst-Menschen. Die Corona- Welle überkommt mi

Leben in der Coronasphäre #no.14

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Hätte man mir vor ein paar Wochen gesagt, mein Eremitendasein würde schon bald für einen Akt gesellschaftlicher Solidarität Pate stehen, wäre ich wahrscheinlich davon ausgegangen, dass man sich auf sehr perfide Art und Weise über mich lustig macht. Aber nun sind wir tatsächlich an diesem Punkt angelangt. Das Coronavirus SarS-Cov-2 hat für einen gesellschaftlichen Ausnahmezustand gesorgt, wie ihn vor der Nachkriegsgeneration wahrscheinlich niemand mehr in ähnlicher Intensität erleben musste. Kindergärten, Schulen und Universitäten schließen, Cafés, Bars und Restaurants müssen ihren Betrieb vorübergehend einstellen und nicht wenige Selbstständige bangen um ihre Existenz. Seit Anfang der Woche reglementiert das von Bund und Ländern angeordnete Kontaktverbot unser Miteinander: nur noch maximal zwei Personen, die nicht im selben Haushalt leben, dürfen physisch miteinander in Kontakt treten. Man könnte vielleicht meinen, dass sich für eine Person in einer depressiven Phas