Liebe Männer no#19

Liebe Männer, es war lang still um mich und das möchte ich nun ändern. Dieser Text trägt keinen Absender, denn Absender sind wir alle. Alle die, die sich voreinander stellen, manchmal hintereinander ducken und oft den Kopf einziehen. Absender sind wir, die sprechen und anprangern was ihr tut. Dieser Text trägt kein Synonym und gleichzeitig Viele in einem. Wie ihr umher geht und unüberlegte Dinge sagt. Wie ihr umher geht und abwertet, bewertet, entwertet wie an einem Fahrkartenautomat. Es bleibt ein Rätsel wieso Sexismus belächelt und Feminismus bekämpft bleibt. Die Angst die Butter vom Brot zu verlieren, steht in euren Augen und klopft in euren Herzen. "Brauchste einfach mal mehr Sex?" "Geh du da mal als Frau hin." "Soll ich ihm noch mal eine Ansage machen?" "Bist du eigentlich noch Jungfrau?" "Bist du schwanger?" "Bist du dir sicher, dass du nicht schwanger bist?" "Hast du deine Tage?" ...Sätze die ich an unterschiedlichen Stellen in meinem Leben gehört habe, immer dann wenn es darum ging, dass ihr euch empor hebt oder darstellt als könntet nur ihr die Welt verbessern. Dabei ist es doch so: ihr verlasst uns wenn die Mamas und ihr nicht mehr zusammen passt. Ihr kommt mit der neuen Vater- Tochter- Verbindung nicht klar. Ihr müsst mit breiten Schultern nochmal abschließend ein Machtwort sprechen. Ihr müsst mir euren Kumpels über Bett-Material diskutieren und am besten eins davon zu Hause auf dem Sofa sitzen haben- Jackpot. Ihr braucht das Gefühl Macht zu besitzen um euch zu spüren und als vollwertig zu sehen. Macht bekommt aber nur der, der andere ermächtigt. Ihr verfolgt uns in dunklen Nächten und manchmal findet ihr das sogar belustigend. Ihr pfeift aus dem Auto, ruft uns auf dem Gehweg hinterher oder schickt Dicpics. Ihr wollt nicht über einen Kamm geschert werden?!?!? Oh natürlich, großes Sorry. Surprise: Ich möchte nicht über einen Kamm geschert werden! ich möchte mehr sein als dein Tinder-Match, mehr sein als dein Straßen-"Flirt", deine weibliche Arbeitskollegin, deine Vorlage für einsame Nächte. Ich möchte mehr sein als eine wandelnde Periode die- in deinen Augen- willkürlich Dinge entscheidet, herum schreit und emotionale Ausbrüche bekommt- ganz ohne dein Zutun, ganz klar. Ich bin mehr als zu dick, zu klein, zu alles was dir nicht in den Kram passt. Ich bin mehr als die zukünftige Mutter eurer Kinder, mehr als eine Gebärmaschine. Ich möchte respektiert werden für das was ich bin, nicht für dein Vorstellung von einem Wesen mit Schürze, Herd und immer senkrecht nickendem Kopf. Ich bin es so leid mich zu rechtfertigen für das was ich kann. Ich bin es leid belächelt zu werden, wenn ich darauf hinweise, dass dieses oder jenes sexistisch, diskriminierend oder unangebracht ist. Wo ist die Fähigkeit seinen Artgenossen die Stirn zu bieten? Wo ist die Haltung sich gegenseitig zu supporten? Wann fangt ihr an euch endlich mit dem Thema zu beschäftigen oder freiwillig angebotene Education anzunehmen? Eure Tochter wird irgendwann einsam sein, wenn ihr, ihr nie zu hört. Eure Arbeitskollegin wird irgendwann still werden, keine Machtwörter mehr sprechen und mit Selbstzweifeln den Motor starten wenn sie nach Hause fährt. Irgendwann wird keine Frau mehr im Dunkeln heim gehen können, mir fällt es heute schon sehr schwer. Der Sinn von Feminismus ist keiner der euch schadet, wenn ihr genauer hinseht. Es ist einer der euch stützt, wenn ihr mal eine Schulter braucht. Er ist eine Diskussion auf Augenhöhe. Er ist euer Blick über den Tellerrand. Er kann eure Rettung sein, auf dem Weg zu euch selbst- fernab von allem was von euch gesellschaftlich erwartet wird.

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