Erkenntnis am ersten Weihnachtsfeiertag #no.20

Die Vorstellung Weihnachten allein zu verbringen fand ich früher immer furchtbar, obwohl es nüchtern betrachtet einfach nur ein Tag wie jeder andere ist. Da ich keine Familie mehr habe, ist es ein Brauch geworden, mit der Familie von monogamen (Ex)Freunden zu feiern. Manchmal war es mir jedoch auch zu viel Trubel, drei Tage hintereinander so viele Menschen zu sehen und sich auf diese einzulassen. Ein Tag Ruhe wäre zwischendurch angebracht gewesen. Nach der Entscheidung offen polyamor zu leben hat sich dieser Brauch verkompliziert. Es wäre schön gewesen, bei den Familien meiner beiden Partner willkommen zu sein. Einer dieser ist jedoch vor seiner Familie leider noch nicht geoutet. Bei dem anderen ist Weihnachten schon mit seiner anderen Freundin verplant gewesen, was für mich auch okay ist. Aber was mache ich nun? Als ich letztes Jahr noch Single war, habe ich mich sehr darüber gefreut, bei der großen Familie einer lieben Freundin teilhaben zu dürfen. Ich war geflasht davon, wie herzlich ich aufgenommen wurde. Wegen Corona ist jedoch auch dieser Plan flach gefallen. Auch bei anderen Freunden war es deshalb schwierig. Zu meinem Glück hatte eine Person, die ich aktuell date, noch keine Pläne für Heiligabend und Lust mich zu sehen. Es war sehr schön, dem beklemmenden Gefühl, das wegen der Situation hoch kam, mit viel Körperkontakt, angenehmen Gesprächen und ein wenig Kirschmet und Kinderpunsch entgegen zu wirken. Gefreut hat mich außerdem, dass meine bis ins kleinste Detail durchdachten und auf die Person zugeschnittenen Weihnachtsgeschenke sehr gut ankamen (ich liebe es Geschenke zu machen ❤️). Nachdem ich heute wieder zuhause ankam, freue ich mich auch darauf, Zeit für mich und meinen Kater zu haben. Ich möchte mir den Luxus gönnen, mal wieder für mich allein zu kochen, ein Bad zu nehmen, meiner Haut mit einer Maske etwas Gutes zu tun und für mich diesen Text zu schreiben. Erst morgen kümmere ich mich wieder um die anderen 🥰 Nach dem langen Aufenthalt auf der Depressionsstation und der Tagesklinik ist es schön wieder Lebensfreude zu entdecken statt sich für andere komplett aufzuopfern. Ich habe noch so viele Ideen, die ich umsetzen möchte, so viel was ich noch bewirken und erreichen möchte. Es wäre echt schade gewesen, wenn dieses Leben ein Ende gefunden hätte. Das muss ich mir nur immer wieder vor Augen führen ❤️ Vielleicht braucht diese Welt jemanden, der seine verrückten Ideen und Gedanken äußert, jemanden der aus der Reihe tanzt und den Mut hat, so zu sein und sich zu zeigen, wie man wirklich tief im Herzen ist. "R."

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