Vom Geben und Nehmen #no.10
Ich habe so viel zu geben. Bei mir hat jeder so viel Platz,
wie es die Person braucht. Ich würde niemals sagen: „Mein Thema ist
schwerwiegender und sollte mehr Raum haben“. Lieber nehme ich mich selbst
zurück. Freunde sagen mir oft, ich sei zu gut für diese Welt und dies würde
äußerste menschliche Größe und einen gefestigten Charakter beweisen. Oft fallen
auch Worte wie „stark“ oder „bewundernswert“, wenn sich jemand für meine
Geschichte interessiert und es für mich okay ist, sie zu erzählen.
Dies sehe ich jedoch nicht so, da all die Jahre nicht
innerhalb von wenigen Sätzen mit all ihren Facetten beschrieben werden können.
Es ist einfach eine Geschichte von 7,5 Milliarden Menschen auf der Welt. Ich
nehme alles so, wie es ist. Es macht mich glücklich, zu geben und wenn mein
Gegenüber dies annehmen kann. Daher wäre Polyamorie für mich eine Option.
Mir ist bewusst, dass meine ausgeprägte Bereitschaft zu
geben auch Menschen mit „chronischem Mangel“ anzieht, die sich jedoch als
Eintagsfliegen herausstellen. Mit Eintagsfliegen meine ich Menschen, die sich
für eine Zeit lang an jemanden heften, sich innerhalb kurzer Zeit schon als
Freunde ausgeben und den Zeckenbiss wieder lösen, wenn sich andere
Möglichkeiten ergeben. Als richtige Freunde bezeichne ich jedoch nur eine Hand
voll Menschen, die mir immer wieder aufs Neue beweisen, dass sie bleiben,
obwohl sie mich kennen – egal was kommt.
Vielleicht ist es naiv, trotzdem offen für Neues zu sein. Doch
leider schaut man Menschen nur vor den Kopf. Unbekannte können nichts für die
Wunden, die andere innerlich oder äußerlich zugefügt haben. Daher wäre es
unangemessen, starkes Misstrauen oder Groll gegenüber Menschen zu hegen. Ich
bin dafür, jeden Schmerz an die Person zurück zu schicken, die ihn verursacht
hat. Selbstreflektion und eine offene Kommunikation würde wahrscheinlich so
einigen Schmerz verhindern. Vielleicht braucht die Gesellschaft wieder mehr Menschlichkeit.
Um zu geben braucht man allerdings Kraft. Introvertierte
Menschen ziehen diese aus der Ruhe. Das gilt wohl auch für mich. Oft ist aber
auch Zuspruch hilfreich oder überhaupt das Gefühl, nicht mit allem alleine zu
sein. Musik gibt mir zudem meistens Motivation. Ich übe mich in Achtsamkeit,
was für mich jedoch eine hohe Kunst ist. Dazu gehört für mich, alle Sinne z.B.
beim Haustiere streicheln wahrzunehmen. Außerdem versuche ich immer wieder,
eine andere Perspektive einzunehmen und die Dinge aus einem anderen Blickwinkel
zu betrachten. So entdecke ich neue interessante Seiten und erfreue mich an der
Unendlichkeit des Horizonts.
Ich habe so viel Liebe zu geben – für jede Person, die in
mein Leben kommt.
„R.“
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