Grinch #no.8
Die Feiertage ziehen an mir vorbei wie eine leichte Sommerbrise. Letztes
Jahr ging so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Meine Mutter
erkrankte, meine frische Liebe betrug mich und alles fiel sich in sich zusammen
wie ein viel zu leichtsinnig gestapeltes Kartenhaus. Ein Jahr später sitze ich
mit meinen Lieben zusammen, nicht allen aber einigen. Alle leben noch, es ist
ein besonders wichtiger Mensch dazu gekommen und überhaupt sollte es ein Grund
sein endlich mal wieder richtig aufzuatmen. Aber Irgendetwas hindert mich daran
Weihnachten zu genießen, zu feiern und zu fühlen. Mein Jahr endet mit den
Worten "War jetzt nicht so schlimm wie 2018"- unbefriedigend oder?
Wie ich in meinem letzten Beitrag schrieb kommt gerade sehr viel Altes vermischt mit Neuem hoch und drängt sich durch meine Venen. Völlig deplatzierter Schmerz sitzt auf meiner Brust, begrüßt mich Morgen als erstes und verabschiedet mich abends als letztes wenn ich schlafen gehe. Es ist nicht so als habe ich durch meine Depressionen nicht immer einen kleinen Beutel an Schmerz dabei, aber dieses Mal ist Irgendetwas anders. Ich kann mich nicht einlassen. Nicht auf die vielen Lichter, die Geschenke, das Essen, die Freuden, die Deko. Nicht auf die Glückwünsche, die Nähe, den Zusammenhalt, die intensive Gespräche, nicht mal auf den Alkohol. Alles scheint mir dieses Jahr viel zu nah und viel zu aufgeschwatzt. Was ich eigentlich will? Ich weiß es nicht. Eigentlich würde ich gerne, wie jedes Jahr, meine Weihnachtsmaske aufsetzen, mich angemessen verhalten, mich so geben wie es alle freut, mich daran gewöhnen, dass eben Weihnachten ist, irgendwie durchatmen und genießen, anschließend heim fahren und alles wäre erledigt. Ist es nicht seltsam, dass es dieses Jahr so wirkt als würde etwas fehlen? Dabei sind alle da und sogar noch mehr, außer eben dieser eine. Irgendjemand den es aber im Hier und Jetzt nicht gibt, weil er vor langer Zeit eine andere Familie gegründet hat und wir Weihnachten seither nie zusammen verbracht haben. Wie unrealistisch, dass ich mir jetzt eine Zeit zurück wünsche in der ich als kleines Wesen die Weihnachten mit ihm an unserer Seite aufgesogen hätte- leider erinnere ich mich an keins, aber es fehlt mir. Wir sehen uns vermutlich nächstes Jahr im Sommer, es wird aber nie das werden was ich wirklich ersehne. Dieser Gedanke beschäftigt mich jetzt schon länger als zehn volle Jahre: es wird nie so wie ich es ersehne. Alles was ich wirklich will, kann mir Niemand geben- weil es nicht existiert. Es ist ein Verlangen, ein Wunsch aus tiefsten Kindsheitsträumen, die niemals gestillt werden können. Ich idealisierte diesen Menschen, windete und wendete mich, tat alles für ein bisschen Aufmerksamkeit. Ich zerschlug unsere gläsernden Bilderrahmen, schrie meilenweit, passte mich an, höre noch heute seine Lieblingslieder und alles was mir bleibt ist der Gedanke zu wissen, dass selbst er mir niemals geben kann, was ich mir wünsche.
Wenn Ihr das hier lest, dann habe ich es geschafft, dann ist Weihnachten vorbei. Für mich ist das ein sehr tröstlicher Gedanke.
Ich schaue eine Zeit hinterher an die ich mich nicht erinnern kann. Ich sehne mich nach Liebe, die mir heute als Erwachsene von anderen Menschen entgegen gebracht wird und doch ist es nicht dieselbe. Ich sehne mich nach dem Ausbleiben dieser Familienfeiertage, das Fernbleiben von Geschenken mit der Post. Ich wünsche mir nichts mehr als das verglimmen dieses Schmerzes in meiner Brust und meine wachen Augen zurück. Alles was ich mir wirklich wünsche, ist eine Welt in der man nicht gezwungen wird Weihnachten zu feiern, wenn einem nicht danach ist. In dem nicht jeder dich fragt "und? Biste schon in Stimmung oder dieses Jahr ein Grinch?". Ich wünsche mir einen Ort an den ich gehen kann, wo die Welt pausiert. Einen Ort, an dem es erträglich ist. Dort will ich nicht einsam sein, aber still abwarten bis diese Tagen vorbei gezogen sind. Wie eine leichte Sommerbrise.
"L."
Wie ich in meinem letzten Beitrag schrieb kommt gerade sehr viel Altes vermischt mit Neuem hoch und drängt sich durch meine Venen. Völlig deplatzierter Schmerz sitzt auf meiner Brust, begrüßt mich Morgen als erstes und verabschiedet mich abends als letztes wenn ich schlafen gehe. Es ist nicht so als habe ich durch meine Depressionen nicht immer einen kleinen Beutel an Schmerz dabei, aber dieses Mal ist Irgendetwas anders. Ich kann mich nicht einlassen. Nicht auf die vielen Lichter, die Geschenke, das Essen, die Freuden, die Deko. Nicht auf die Glückwünsche, die Nähe, den Zusammenhalt, die intensive Gespräche, nicht mal auf den Alkohol. Alles scheint mir dieses Jahr viel zu nah und viel zu aufgeschwatzt. Was ich eigentlich will? Ich weiß es nicht. Eigentlich würde ich gerne, wie jedes Jahr, meine Weihnachtsmaske aufsetzen, mich angemessen verhalten, mich so geben wie es alle freut, mich daran gewöhnen, dass eben Weihnachten ist, irgendwie durchatmen und genießen, anschließend heim fahren und alles wäre erledigt. Ist es nicht seltsam, dass es dieses Jahr so wirkt als würde etwas fehlen? Dabei sind alle da und sogar noch mehr, außer eben dieser eine. Irgendjemand den es aber im Hier und Jetzt nicht gibt, weil er vor langer Zeit eine andere Familie gegründet hat und wir Weihnachten seither nie zusammen verbracht haben. Wie unrealistisch, dass ich mir jetzt eine Zeit zurück wünsche in der ich als kleines Wesen die Weihnachten mit ihm an unserer Seite aufgesogen hätte- leider erinnere ich mich an keins, aber es fehlt mir. Wir sehen uns vermutlich nächstes Jahr im Sommer, es wird aber nie das werden was ich wirklich ersehne. Dieser Gedanke beschäftigt mich jetzt schon länger als zehn volle Jahre: es wird nie so wie ich es ersehne. Alles was ich wirklich will, kann mir Niemand geben- weil es nicht existiert. Es ist ein Verlangen, ein Wunsch aus tiefsten Kindsheitsträumen, die niemals gestillt werden können. Ich idealisierte diesen Menschen, windete und wendete mich, tat alles für ein bisschen Aufmerksamkeit. Ich zerschlug unsere gläsernden Bilderrahmen, schrie meilenweit, passte mich an, höre noch heute seine Lieblingslieder und alles was mir bleibt ist der Gedanke zu wissen, dass selbst er mir niemals geben kann, was ich mir wünsche.
Wenn Ihr das hier lest, dann habe ich es geschafft, dann ist Weihnachten vorbei. Für mich ist das ein sehr tröstlicher Gedanke.
Ich schaue eine Zeit hinterher an die ich mich nicht erinnern kann. Ich sehne mich nach Liebe, die mir heute als Erwachsene von anderen Menschen entgegen gebracht wird und doch ist es nicht dieselbe. Ich sehne mich nach dem Ausbleiben dieser Familienfeiertage, das Fernbleiben von Geschenken mit der Post. Ich wünsche mir nichts mehr als das verglimmen dieses Schmerzes in meiner Brust und meine wachen Augen zurück. Alles was ich mir wirklich wünsche, ist eine Welt in der man nicht gezwungen wird Weihnachten zu feiern, wenn einem nicht danach ist. In dem nicht jeder dich fragt "und? Biste schon in Stimmung oder dieses Jahr ein Grinch?". Ich wünsche mir einen Ort an den ich gehen kann, wo die Welt pausiert. Einen Ort, an dem es erträglich ist. Dort will ich nicht einsam sein, aber still abwarten bis diese Tagen vorbei gezogen sind. Wie eine leichte Sommerbrise.
"L."
Kommentare
Kommentar veröffentlichen