Gedanken mit Färbung #no.7

Dieser Beitrag soll ein wenig Psychoedukation bieten. Ich höre oft als zwar (noch) nicht
diagnostizierter, aber dennoch unter den Symptomen von Depressionen und suizidalen Gedanken
leidender Mensch, dass eben jene Phänomene doch „Nur Gefühle“ sind. Hierzu: Natürlich bemerke
ich als dennoch recht reflektierter Person, dass das, was ich erlebe und fühle, lediglich meine
eigenen Gedanken und Emotionen sind. Ich kann eine Metaebene, eine „Helikopter-Perspektive“,
auf meine eigene Situation einnehmen, nur hilft das nicht immer, manchmal nämlich auch gar nicht.
Kennt ihr das, wenn ihr vielleicht vor der krassesten Achterbahn-Fahrt steht, die ihr jemals hinter
euch bringen werdet? Wie ihr ganz genau wisst „Das ist nur ein sehr schnelles Karussel. Jeder vor
mir ist gerade gefahren und es wird schon alles cool sein!“ - aber an eurem Gefühl ändert das
wenig, vielleicht sogar nichts? Und während der Fahrt schreit man dann dennoch, als würde man
eine Klippe herunterfallen. Nun, nur ist der Unterschied zu meiner Situation, dass man schon
gefallen ist. Faktisch seid ihr in meinem Fall (Wortwitz nicht beabsichtigt) regungslos am Boden
und wisst nicht warum. Was ihr aber annehmt, ist dass sich kein Mensch für euch interessiert. Dass
Menschen nur mit einem reden, weil sie nicht die Aufrichtigkeit oder den Anstand besäßen, euch zu
sagen, wie sie es wirklich mit euch halten. Diese ständige Ungewissheit, ob es überhaupt aufgrund
der Eigenarten, die man hat, möglich ist, jemandem ehrlich zu gefallen. Oder ob man einfach
aufgrund der wenigen Ressourcen, die man hat, ausgenutzt wird – weil es ab und zu einfach
praktisch sein kann, das zu haben, was man selbst kann, was einem aber letztlich nur irgendwie
zugeflogen ist und deswegen von einem selbst nicht wirklich wertgeschätzt wird.
Diese Gedanken sind in letzter Zeit stark existent in meinem Leben. Das schlimme ist hier, dass ich
selber nicht weiß, woher eben jene kommen. In lichten Momente, so wie jetzt gerade, lese ich den
letzten Absatz und bin mir ganz klar darüber bewusst: ich bin eine ganz tolle Person. Ich kann
Dinge. Ich habe Freunde. Und ich bin keine Last. Aber genau das ist der Trick bei der Sache: Jetzt
denke ich das. Ich kann in meinem Sessel sitzen, eine Tasse Tee trinken und glücklich sein, bis ein
Trigger, also ein Reiz, der eine Kette von weiteren Ereignissen loslöst, meine Abwärtsspirale
loslöst. Eine Freundin hat mir gesagt, dass das viel mit der Kindheit zu tun haben kann. Das wird
aber in einem anderen Post mal angeschnitten. Was ich euch aber noch da lassen möchte ist, dass
gegen all diese Sachen, die ich hier schildere, für mich nur eines hilft. Ich habe ja angeschnitten,
dass ich fähig bin, über meine Situation zu reflektieren – allerdings ist in seinem eigenen Sud zu
versuchen, ebendiesen auf seine Zutaten zu untersuchen, wenn ihr selbst die Zutat seid, oft nicht
hilfreich, wenn aber gleichzeitig doch ganz zufriedenstellend, da man das Gefühl hat, „noch nicht
gänzlich verrückt zu sein“. Hier also das, was hilft: Sprechen. Sobald man sich bewusst gemacht
hat, dass es Menschen gibt, die einem zuhören wollen, ganz egal ob es Professionelle, Freunde oder
sonst wer sind – Worte sind dafür da, um Teilhabe über einen Sachverhalt zu gewähren. Und in dem
Moment, wo andere vielleicht auf eure Situation gucken können, ist es möglich, andere Blickwinkel
einzunehmen. Und selbst wenn man meint, dass es nichts nützt zu reden, denn was habe man zu
verlieren – dann, aber gerade dann, ist es sinnvoll zu reden, denn wenn man meint, dass man nichts
zu verlieren hat, kann es objektiv nur noch bergauf gehen.

"T."

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