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Ausziehen, Umziehen, Miene verziehen #no.12

Vielleicht kennt ihr das auch, ihr wollt etwas anstreben aber euch fehlt der Flow, der Fluss irgendwas zu reißen und endlich mal los zu legen. Ich befinde mich gerade akut im Umzugsfieber. Fieber, weil es sich genau so anfühlt: stressig, warm und irgendwie schwitzig. Ich freue mich auf den Tapentenwechsel, mal was anderes sehen wenn man durchs Fenster blickt aber es hängt auch immer etwas Abschied in der Luft wenn ich die ersten Dinge zusammen räume. In meinen vier Wänden habe ich gelebt. Gelebt mit allem was dazu gehört. Ich habe geliebt, mich und Andere. Ich habe beweint meine Gefühle und die der Anderen. Ich habe geschrien, gelacht, gebebt, mich verbrannt, gefunden, verkrochen und wieder verloren. Und das alles in einer Stadt in der ich damals nicht für mich gezogen war. Wir wollten einen neuen Anfang, nah bei dir und weil ich nichts zu verlieren hatte kündigte ich was es zu kündigen gab und zog dort ein, in unsere ersten vier Wände. Nach ungefähr einem Jahr, nicht mal ein Ganzes...

Meinen Platz finden #no.11

Als ich in den vergangenen Tagen an einem Ort so durch dunklen die Straßen lief bemerkte ich vorallem eins: ich fühlte mich nicht dort hin gehörig. "Okay, gut...", hab ich gedacht "...dann gehörste halt nicht in diese Stadt. Wohnst ja auch wo anders. Aber ja, wo gehörste eigentlich wirklich hin?" Dieses Gefühl begleitet mich schon so lange, dass ich gar nicht weiß wie es ist sich irgendwo hin zugehörig zu fühlen. Wie ist das als Kind? Würde man ein Kind fragen, wohin es gehört, was würde es sagen? Nach Hause? Zu Mama und Papa? Ich weiß nur, dass alles was ich weiß ist, dass ich gar nichts weiß. Ich bin in einer Stadt geboren worden in der ich alles hatte und vorallem Familie und Wurzeln. Ich hätte mit meinem Vater durch die Gegend laufen können und er hätte mir seine Vergangenheit zeigen können. Mama hätte gezeigt wo ihr Kindergarten war und wo ihr Hort. Vielleicht hätte ich den Ort gesehen an dem Mama und Papa das erste Mal "ich liebe dich" gesagt habe...

Vom Geben und Nehmen #no.10

Ich habe so viel zu geben. Bei mir hat jeder so viel Platz, wie es die Person braucht. Ich würde niemals sagen: „Mein Thema ist schwerwiegender und sollte mehr Raum haben“. Lieber nehme ich mich selbst zurück. Freunde sagen mir oft, ich sei zu gut für diese Welt und dies würde äußerste menschliche Größe und einen gefestigten Charakter beweisen. Oft fallen auch Worte wie „stark“ oder „bewundernswert“, wenn sich jemand für meine Geschichte interessiert und es für mich okay ist, sie zu erzählen. Dies sehe ich jedoch nicht so, da all die Jahre nicht innerhalb von wenigen Sätzen mit all ihren Facetten beschrieben werden können. Es ist einfach eine Geschichte von 7,5 Milliarden Menschen auf der Welt. Ich nehme alles so, wie es ist. Es macht mich glücklich, zu geben und wenn mein Gegenüber dies annehmen kann. Daher wäre Polyamorie für mich eine Option. Mir ist bewusst, dass meine ausgeprägte Bereitschaft zu geben auch Menschen mit „chronischem Mangel“ anzieht, die sich jedoch als...

Wut #no.9

„Diese Wut hört niemals auf“ hat sie gesagt. Ganz plötzlich unerwartet taucht sie auf, lauert an jeder Ecke und umarmt dich von hinten. „Lass doch einfach los. Jetzt ist doch alles gut.“ haben sie gesagt, aber in Wahrheit ist es ja so: die alten Dämonen loszulassen, das ist am allerschwierigsten. Denn sie waren da und haben dich gehalten, als es sonst niemand getan hat. Und die Wut, sie macht es möglich, dass alles zu ertragen ist, dass alles einen Sinn bekommt. Heimlich still und leise ist sie gekommen und geblieben. Niemand kann sagen, wann sie das erste Mal kam. Stück für Stück ist sie gewachsen - in all den Momenten die eigentlich unerträglich waren. Die Wut hat geholfen, sie auszuhalten. Hat sich an dich geschmiegt und dir Wärme gespendet. Langsam ist sie zu einem Weggefährten geworden. Wollte sie zunächst nur kurz verweilen, so hat sie sich irgendwann entschlossen als Dauergast zu bleiben. Heute ist sie dein engster Freund, passt auf dich auf und sichert die...

Grinch #no.8

Die Feiertage ziehen an mir vorbei wie eine leichte Sommerbrise. Letztes Jahr ging so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Meine Mutter erkrankte, meine frische Liebe betrug mich und alles fiel sich in sich zusammen wie ein viel zu leichtsinnig gestapeltes Kartenhaus. Ein Jahr später sitze ich mit meinen Lieben zusammen, nicht allen aber einigen. Alle leben noch, es ist ein besonders wichtiger Mensch dazu gekommen und überhaupt sollte es ein Grund sein endlich mal wieder richtig aufzuatmen. Aber Irgendetwas hindert mich daran Weihnachten zu genießen, zu feiern und zu fühlen. Mein Jahr endet mit den Worten "War jetzt nicht so schlimm wie 2018"- unbefriedigend oder? Wie ich in meinem letzten Beitrag schrieb kommt gerade sehr viel Altes vermischt mit Neuem hoch und drängt sich durch meine Venen. Völlig deplatzierter Schmerz sitzt auf meiner Brust, begrüßt mich Morgen als erstes und verabschiedet mich abends als letztes wenn ich schlafen gehe. Es ist nicht so als hab...

Gedanken mit Färbung #no.7

Dieser Beitrag soll ein wenig Psychoedukation bieten. Ich höre oft als zwar (noch) nicht diagnostizierter, aber dennoch unter den Symptomen von Depressionen und suizidalen Gedanken leidender Mensch, dass eben jene Phänomene doch „Nur Gefühle“ sind. Hierzu: Natürlich bemerke ich als dennoch recht reflektierter Person, dass das, was ich erlebe und fühle, lediglich meine eigenen Gedanken und Emotionen sind. Ich kann eine Metaebene, eine „Helikopter-Perspektive“, auf meine eigene Situation einnehmen, nur hilft das nicht immer, manchmal nämlich auch gar nicht. Kennt ihr das, wenn ihr vielleicht vor der krassesten Achterbahn-Fahrt steht, die ihr jemals hinter euch bringen werdet? Wie ihr ganz genau wisst „Das ist nur ein sehr schnelles Karussel. Jeder vor mir ist gerade gefahren und es wird schon alles cool sein!“ - aber an eurem Gefühl ändert das wenig, vielleicht sogar nichts? Und während der Fahrt schreit man dann dennoch, als würde man eine Klippe herunterfallen. Nun, nur ist ...

Funktionieren bis zum Wochenende #no.6

Wenn ich morgens aufwache, ist oft noch etwas Zeit, bis mein Wecker klingelt. Ich könnte aufstehen und lernen oder mich einfach nur mit einer Tasse Tee und einem Buch wieder in mein Bett setzen. Das würde aber voraussetzen, dass ich von irgendwoher Kraft finden müsste, um mich aus meinem Bett zu begeben. Die Kraft ist leider oft nicht in Reichweite. Ich bleibe also liegen und schon fangen all die Selbstzweifel in meinem Kopf an sich in immer schnelleren Teufelskreisen zu drehen bis mir schwindelig wird. Die Zeit vergeht und ich bin schon völlig geschafft, bevor der Tag überhaupt richtig angefangen hat. Meine Glieder sind schwer, jede kleinste Bewegung ist anstrengend. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem es heißt: »Wenn du jetzt nicht aufstehst, schaffst du es nicht mehr pünktlich zur Arbeit oder zur Uni.« Ist mir doch egal, ist meine Antwort darauf, aber ich quäle mich trotzdem aus dem Bett, ziehe mich an und verlasse das Haus. Sobald ich das Haus verlassen habe, funktion...