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Es werden Posts vom Dezember, 2019 angezeigt.

Grinch #no.8

Die Feiertage ziehen an mir vorbei wie eine leichte Sommerbrise. Letztes Jahr ging so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Meine Mutter erkrankte, meine frische Liebe betrug mich und alles fiel sich in sich zusammen wie ein viel zu leichtsinnig gestapeltes Kartenhaus. Ein Jahr später sitze ich mit meinen Lieben zusammen, nicht allen aber einigen. Alle leben noch, es ist ein besonders wichtiger Mensch dazu gekommen und überhaupt sollte es ein Grund sein endlich mal wieder richtig aufzuatmen. Aber Irgendetwas hindert mich daran Weihnachten zu genießen, zu feiern und zu fühlen. Mein Jahr endet mit den Worten "War jetzt nicht so schlimm wie 2018"- unbefriedigend oder? Wie ich in meinem letzten Beitrag schrieb kommt gerade sehr viel Altes vermischt mit Neuem hoch und drängt sich durch meine Venen. Völlig deplatzierter Schmerz sitzt auf meiner Brust, begrüßt mich Morgen als erstes und verabschiedet mich abends als letztes wenn ich schlafen gehe. Es ist nicht so als hab

Gedanken mit Färbung #no.7

Dieser Beitrag soll ein wenig Psychoedukation bieten. Ich höre oft als zwar (noch) nicht diagnostizierter, aber dennoch unter den Symptomen von Depressionen und suizidalen Gedanken leidender Mensch, dass eben jene Phänomene doch „Nur Gefühle“ sind. Hierzu: Natürlich bemerke ich als dennoch recht reflektierter Person, dass das, was ich erlebe und fühle, lediglich meine eigenen Gedanken und Emotionen sind. Ich kann eine Metaebene, eine „Helikopter-Perspektive“, auf meine eigene Situation einnehmen, nur hilft das nicht immer, manchmal nämlich auch gar nicht. Kennt ihr das, wenn ihr vielleicht vor der krassesten Achterbahn-Fahrt steht, die ihr jemals hinter euch bringen werdet? Wie ihr ganz genau wisst „Das ist nur ein sehr schnelles Karussel. Jeder vor mir ist gerade gefahren und es wird schon alles cool sein!“ - aber an eurem Gefühl ändert das wenig, vielleicht sogar nichts? Und während der Fahrt schreit man dann dennoch, als würde man eine Klippe herunterfallen. Nun, nur ist

Funktionieren bis zum Wochenende #no.6

Wenn ich morgens aufwache, ist oft noch etwas Zeit, bis mein Wecker klingelt. Ich könnte aufstehen und lernen oder mich einfach nur mit einer Tasse Tee und einem Buch wieder in mein Bett setzen. Das würde aber voraussetzen, dass ich von irgendwoher Kraft finden müsste, um mich aus meinem Bett zu begeben. Die Kraft ist leider oft nicht in Reichweite. Ich bleibe also liegen und schon fangen all die Selbstzweifel in meinem Kopf an sich in immer schnelleren Teufelskreisen zu drehen bis mir schwindelig wird. Die Zeit vergeht und ich bin schon völlig geschafft, bevor der Tag überhaupt richtig angefangen hat. Meine Glieder sind schwer, jede kleinste Bewegung ist anstrengend. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem es heißt: »Wenn du jetzt nicht aufstehst, schaffst du es nicht mehr pünktlich zur Arbeit oder zur Uni.« Ist mir doch egal, ist meine Antwort darauf, aber ich quäle mich trotzdem aus dem Bett, ziehe mich an und verlasse das Haus. Sobald ich das Haus verlassen habe, funktion

Vom Verlassenwerden #no.5

Verlassen werden ist etwas, dass mir schon ewig nach hängt. Erfährt man als Kind Situationen in denen man sich verlassen fühlt gibt es mehrere Möglichkeiten, etwas daraus zu machen: man hinterfragt viel, erkennt seine Gefühle, fühlt sich geborgen und arbeitet sie vielleicht an falschen Personen ab. Oder: man ist wütend und traurig, lässt seinen Gefühlen freie Bahn und verwirklicht sich in der Welt in denen man eigene Fußstapfen hinterlässt klar und deutlich, voller (ungerechter) Emotionen. Die Wut eines verlassenen Kindes ist schlimmer als jeder Orkan, es kann alles nieder metzeln in Sekunden. Man kanns aber auch machen wie ich: man leidet anfangs gar nicht, irgendwann still und heimlich und dann wird man erwachsen und merkt wie es einen einholt. Mich hat das Verlassenwerden eingeholt. Diesmal nicht so still und heimlich, wie ich es gerne hätte sondern eher mit Pauken und Trompeten. Ein mir nahe stehender Mensch wendet sich anderen Dingen zu- er wendet sich nicht einmal von mir ab- u

Das Gesicht in die Sonne halten #no.4

Ich möchte das schreiben, was ich oft denke aber viel zu selten aussprechen kann. Oft fehlt mir der Mut, manchmal aber einfach nur die Lust mich zu rechtfertigen. "Die Gesellschaft ist im Wandel", höre ich über all und frage mich an welchen Stellen sie im Wandel sei, weil alles was ich sehe immer noch derselbe Bullsh*t ist wie vor ein paar Jahren. Ich kann immer noch nicht offen über mein Krankheit sprechen oder schreiben sondern verstecke mich, wie soviele, hinter Pseudonymen oder Ausreden. Wir haben noch so viel vor uns. An allen Ecken und Kanten wird immer noch mit Vorurteilen um sich geworfen und viel zu schnell geurteilt. „Wieso arbeitest du nicht Vollzeit? Du bist doch noch jung.“ „Wieso wäschst du nicht deine Wäsche? Was? Wie das fällt dir schwer, quatsch!“ "Dann gehste halt dahin und tust dieses und jenes." „Frau K., Sie haben keine Depressionen. Sie müssen Ihr Gesicht einfach in die Sonne halten!“ „Wieso stellst du dich nicht einfach auf eine neue b

Der schwarze Spiegel #no.3

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In der gängigen Folklore haben Vampire kein Spiegelbild. Weil ihre Zeit als normalsterbliches Wesen schon längst abgelaufen ist und ihrer ausgebleichten Haut eine auf Ewigkeit verdammte Seele innewohnt, sind sie es allem Anschein nach nicht Wert, ihrer eigenen Reflektion in die Augen blicken zu können.Der Spiegel spiegelt demnach eine unausgesproche, unangenehme Wahrheit wider — der Vampir kann, auch falls er mit größtem Erfolg einen harmlosen Mitmenschen mimen sollte, der Tatsache seiner eigenen Quasi-Nichtexistenz niemals entgehen. Die ausbleibende Reflektion ist der Anker, der den Vampir stets auf den Boden der Tatsachen hinabsinken lässt; ein loses Ende seines einst menschlichen Daseins, das niemals gekappt werden kann. Wäre ich ein Vampir, würde ich reflektierende Oberflächen im selben Ausmaß meiden wie Knoblauch und Kruzifixe. Zum Glück bin ich kein Vampir — und zum Glück gibt es Vampire auch gar nicht. Aber es gibt Dinge, die (analog zum Leben als blutsaugend

Vom Hinsehen, Verstecken und Davonlaufen #no.2

Als ich 2016 meine Diagnose bekam war alles plötzlich ganz klar. Ich hatte mich schon immer Gefühl wie ein nasser Schwamm den man in Wasser aufweicht bis er vermodert. Alles Leid, jede Träne, jede Trauer von anderen habe ich in mir eingesogen und gut gebettet. Es war wie ein Springbrunnen, der, sobald es dunkel wurde, anfing zu sprudeln und immer wieder raus und wieder in mich hinein zu fließen. Anstatt mich tropfenweise zu erlösen prasselte immer mehr strömender Regen auf meinen Körper und meinen Geist. Ich wusste schon früh, dass ich anders war. (Sagt das eigentlich jeder von sich?) Nein im Ernst. Ich hatte den Eindruck ich würde mehr denken als andere. Darüber wie ich mich fühle, wie andere sich fühlen, was gerecht und was nicht so gerecht ist, was schlimmes passiert auf der Welt und welche Möglichkeiten es gäbe, dass eine bestimmte gute Situation doch noch dramatisch werden könnte. So wieso war dieses Gedankenkreiseln immer schon voll mein Ding. Ich konnte mich stundenlang verlier

Welcome #no.1

Dieser Blog hier existiert schon ein paar Jahre, bisher habe ich es aber einfach nicht geschafft anzufangen. So wieso ist anfangen so eine Sache. Visionen, Wünsche, Träume und der Wunsch nach mehr durchfließt mich schon mein ganzes Leben lang- aber anfangen? Wenn sich alles so schwer, groß, steinig und rau anfühlt wie ein Berg den Niemand bezwingen mag, wie fängt man dann an? Depresionen lösen in meinem Geist eine Zeitlupenfunktion aus. Ich verliere mich in Aufschieben, Verschieben und Vergessen, aber irgendwann kommt der Moment an dem ich mir sage "Augen zu und durch. Der Berg wird bezwungen." Vielleicht an einem Abend wie heute, wenn es still ist, da wo man ist, wenn man Zeit findet und Mut und viellleicht auch einen Funken Sehnsucht. Vielleicht auch nicht. Ich schreibe schon seitdem ich 13 Jahre alt bin. Anfangs nur für mich, irgendwann für die Welt um meinen Gefühlen Kraft und Wirkung zu verleihen und für hier und da ein bisschen Aufmerksamkeit. Das hier soll ein Ort se