Ein Meer von Traurigkeit #no.13

„Ich will ein Meer zwischen mir und meiner Vergangenheit“ singt Henning und ich kann
jedes Wort davon so stark fühlen, dass es weh tut. Die Vergangenheit kommt in Wellen, mal
kleiner mal größer und fast immer bringt sie ein Meer von Traurigkeit mit. Therapeuten
sagen immer: „Wenn sie allen Schmerz nochmal gefühlt haben, alles abgetrauert haben,
dann werden die Wellen kleiner werden.“ Manchmal frage ich mich: Was wäre, wenn die
Vergangenheit so viel Trauer mitbringt, dass ein Leben nicht reicht, sie abzutrauern?
„Ich will nicht traurig sein und ich will nicht drüber reden, ich will dem ganzen Scheiß nicht
nochmal begegnen“ singt Henning und ich denke: er hat so Recht. Ich möchte glücklich sein,
auf Partys gute Laune haben, im Hier und Jetzt leben. Die Vergangenheit soll im Jetzt keinen
Raum mehr haben.
„Ich hab gedacht ich hab sie abgehängt, aber sie holt mich immer wieder ein“ singt Henning
und ich denke: Scheiße. Wie viel Zeit hab ich investiert, alte Dinge zu verdrängen, der
Traurigkeit keinen Raum zu geben, die Angst nicht größer werden zu lassen. Funktioniert hat
es nie. In großen Wellen kommt die Traurigkeit und überrollt mich. Panisch versuche ich
nach Luft zu ringen, aufzutauchen, mich neu zu sortieren.
„Sie tut mir bis heute weh und hat mich so oft abgelenkt, vielleicht brauch‘ ich noch mehr
Zeit“ singt Henning und ich denke: Wie viel Zeit muss ich der Vergangenheit noch geben?

„Ozean“ von AnnenMayKantereit


"SB"

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